Rezension

Alessi's Ark

Time Travel


Highlights: Wire // Must've Grown // Maybe I Know // The Robot
Genre: Singer-Songwriter // Folk
Sounds Like: Emmy The Great // Laura Marling // Peggy Sue // Slow Club // Blue Roses // Alela Diane // Joanna Newsom

VÖ: 22.04.2011

Es ist schon faszinierend, wie es die 20jährige Alessi Laurent-Marke schafft, die Menschen mit ihrer Musik zu verzaubern. Schon fast dilettantisch muten ihre Auftritte an, in denen sich die junge Engländerin durch ihre eigene Unbeholfenheit immer wieder aus dem Konzept bringt und die somit einen nicht unerheblichen komödiantischen Aspekt haben. Hinzu kommt, dass ihre Songs denkbar einfach aufgebaut sind und auch ihr Gitarrenspiel nicht gerade virtuos ist.

Manch einer mag sich fragen, wie „Time Travel“, das zweite Album von Alessi’s Ark, bei all den kritischen einleitenden Worten zu einer positiven Bewertung kommt. Gerade diese Widersprüchlichkeit ist es, die Alessi’s Ark ihre Ausnahmestellung beschert und sie unter den zahlreichen britischen Folkmusikerinnen hervorhebt. Es ist ihre unverblümte Art, wie sie das, was sie zu sagen hat, in ihre Songs verpackt und damit den Hörer erreicht. Wieso auch Umwege wählen, wenn doch alles so einfach ist wie für Alessi’s Ark? Nicht ohne Grund fangen ihre Songs ganz unvermittelt an und hören abrupt auf, wenn alles gesagt wurde. Alessi Laurent-Marke schert sich um solche Dinge nicht.

Auf „Time Travel“, ihrem zweiten Album, funktioniert das wieder genau so selbstverständlich wie auf ihrem Debüt „Note From The Treehouse“. Die Songs sind wieder genau so einfach und gut, bekommen nun jedoch eine etwas üppigere Instrumentierung, die einen Großteil dazu beiträgt, dass es einem leichter fällt, zu verstehen, was die Faszination dieser Songs ausmacht und wie musikalisch Alessi Laurent-Marke ist. Dennoch bekommt ihre Stimme den Raum, den sie braucht. Ihr Gesang ist eher zurückhaltend, weshalb man schon genau hinhören muss, um die feinen Facetten ihrer Stimme wahrzunehmen. Meist sind es eine verträumte E-Gitarre und geruhsam polternde Drums, welche die rustikalen Songgerüste von Alessi’s Ark ausfüllen. Im wunderbaren „Wire“ gesellen sich noch einige Bläser hinzu und„The Fever“ bekommt Unterstützung durch Klavier und Harfe. Man ist selbst ein wenig überrascht, dass der satte Bandsound der naiven Art von Alessi Laurent-Marke so gut steht.

Vielleicht ist Alessi Laurent-Marke in dem, was sie macht, so gut, weil sie es schafft, ihre scheinbaren Schwächen als Stärken auszuspielen. Ihr Herangehen an die Musik ist so unbedarft und direkt, dass es ihr auf diese Weise gelingt, die schönsten Melodien in ihre Songs zu packen und ihre ehrliche Art, die sie über ihre eigenen Schwächen und Fehler lachen lässt, machen es einem denkbar leicht, sich mit ihrer simplen, aber aufrichtigen Lyrik zu identifizieren.

Kilian Braungart

Sehen


Video zu "Wire":