Die Musikszene Melbournes boomt. 2015 brachte Courtney Barnett mit “Sometimes I Sit And Think, And Sometimes I Just Sit” eines der gefeiertsten Alben des Jahres heraus. Dieses Jahr übernehmen diese Rolle Camp Cope, jedenfalls ein wenig. Zwar ist die Gruppe um Sängerin Georgia Maq noch nicht so omnipräsent, dafür muss sich ihr selbstbetiteltes Debüt nicht vor Barnetts Platte verstecken.

Denn „Camp Cope“ bietet mit seinen acht Songs gute 36 Minuten aufregenden Indie-Rocks, der an eine Mischung aus Courtney Barnett und Julien Baker erinnert. Wunderbar pointierte, von bittersüßem Humor und Gesellschaftskritik durchzogene Geschichten ergänzen sich perfekt mit Georgia Maqs Stimme. Bestes Beispiel dafür ist wahrscheinlich „Jet Fuel Can’t Melt Steel Beams“, das beste Lied der Platte und auch allgemein eiens der besten Lieder des Jahres. Die schlichte aber unglaublich eingängige Melodie in Verbindung mit dem überragend schönen Text bekommt man nur ganz schwer aus dem Kopf. Dabei kritisiert Maq unter anderem 9/11-Verschwörungstheorien oder die NRA, doch vor allem ist „Jet Fuel Can’t Melt Steel Beams“ eine laute, wichtige und wunderschöne Stimme gegen victim-blaming. Solch politische Themen mit guter Musik zu verbinden ist immer wieder ein schweres Kunststück, das die drei Melbournerinnen mit Bravour gemeistert haben.

Dennoch sollte man die anderen sieben Stücke der Platte nicht außer Acht lassen, sind sie doch allesamt wunderschöne, klassische Indie-Rock-Songs, die durch die herausragenden Lyrics ein wirkliches Jahres-Highlight darstellen. Dass Sängerin Maq die Musik nutzt, um ihre Depressionen in ihrem alltäglichen Leben zu verarbeiten, fällt dabei erst bei zweitem Hinhören auf. Ein zweites Hinhören, für das sich jeder die Zeit nehmen sollte.

Lewis Wellbrock

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