Rezension

Chad VanGaalen

Shrink Dust


Highlights: Cut Off My Hands // Lila // Monster // Leaning On Bells
Genre: Lo-Fi // Singer-Songwriter // Pop // Folk // Country
Sounds Like: Daniel Johnston // Animal Collective // The Shins // Jeffrey Lewis

VÖ: 25.04.2014

Eigentlich sollte einen nicht überraschen, was auf „Shrink Dust“, dem neuen Album von Chad VanGaalen, passiert. Immerhin hat sich der aus Calgary stammende Multiinstrumentalist, der unter anderem auch als bildender Künstler aktiv ist und Videos animiert, inzwischen sowohl mit seinen verspulten Alben als auch mit seinen zum Teil bizarren Videos einen Ruf als schräger Vogel und Außenseiter im Musikbusiness erarbeitet. Und so bleibt natürlich auch der als klassischer Folksong mit sanften Gitarrenpickings beginnende Opener „Cut Off My Hands“ keineswegs so gewöhnlich, wie er anfängt, sondern wird recht schnell mit etlichen Noise-Effekten überschüttet. Dennoch bleibt der Song im Wesentlichen das, was er ist: ein kleines, auf seine Weise überzeugendes, mitreißendes Stück Musik mit Herz und Seele, was nicht zuletzt auch an VanGaalens zwar ungewöhnlichem und selten im klassischen Sinne schönem, aber stets packendem Gesang liegt.

Damit ist wohl auch schon die größte Stärke dieses Albums genannt, denn was für „Cut Off Your Hands“ gilt, zeigt sich auch in den meisten anderen Songs von „Shrink Dust“. Chad VanGaalen mag seine Stücke durch noch so viele Filter jagen und sie in noch so viele schräge Soundeffekte einhüllen, sie verlieren dadurch niemals ihren Kern – und es macht sogar richtig Spaß, sie mit der Zeit für sich zu entdecken. Dass die meisten Songs von Chad VanGaalen im ersten Moment oft etwas seltsam klingen, ist zwar vielleicht das, was einem an ihnen als Erstes auffällt, aber keineswegs das, was sie ausmacht. „Shrink Dust“ mag ein verspieltes Album sein, und geprägt vom Mut zum Experimentieren, doch es ist auch ein sehr durchdachtes Album. Immerhin hat VanGaalen sich nach seiner letzten Platte „Diaper Island“ mit dem Nachfolger drei Jahre Zeit gelassen.

Chad VanGaalen beschreibt sein Album selbst als Soundtrack für einen von ihm gestalteten Science-Fiction-Film, welcher auch in Bälde veröffentlicht werden soll, aber auch als Country-Album. Nicht umsonst ist die Pedal-Steel-Gitarre eines der Instrumente, die einem im Verlauf des Albums immer wieder begegnen. Was „Shrink Dust“ für einen selbst ist, muss man für sich entscheiden, und es ist sehr wahrscheinlich, dass sich die Haltung zu diesem Album im Verlauf immer wieder ändern wird, denn für ein rasches Urteil ist diese Musik viel zu abwechslungsreich. In „Leaning On Bells“ mit seinen verzerrten Gitarren wird es mal etwas lauter, „All Will Come“ kommt erstaunlich poppig daher und mit „Lila“ findet sich tatsächlich fast so etwas wie eine klassische Country-Ballade auf diesem Album. Es hat sich also nicht viel geändert bei Chad VanGaalen: Er macht nach wie vor sein Ding, scheut keine Wagnisse und schafft es dadurch, seine Diskografie um ein weiteres kreatives und vielseitiges Album zu ergänzen. Jetzt sind wir aber wirklich gespannt auf diesen ominösen Science-Fiction-Film. Wird er mit seinem Soundtrack mithalten können?

Kilian Braungart

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