Rezension

Coldplay

Ghost Stories


Highlights: Always In My Head // Midnight // Oceans // O
Genre: Pop // Pop-Rock
Sounds Like: Snow Patrol // Keane // Travis

VÖ: 16.05.2014

“Alles fließt”. Was schon Platon oder Goethe sagten, lässt sich auch auf Musik beziehen. Viele Künstler verspüren den Drang, sich nach einer gewissen Zeit weiterzuentwickeln. Einige spielen mit Hip-Hop, andere wagen sich an elektronische Klänge und noch wieder andere versuchen das alles auf einmal. So ließen sich The Beatles schon früh von Folk und Country sowie psychedelischer Musik beeinflussen und Muse traten in den letzten Jahren in die Fußstapfen von Queen.

Ebenso haben sich auch Coldplay entschieden, im Laufe der Jahre andere Wege einzuschlagen. Groß geworden durch Akustikgitarren und ausbrechende Drums, neigten sie ab "Viva La Vida Or Death And His Friends" zu bombastischeren Klängen, was in "Mylo Xyloto" mündete, welches eher schlecht als recht war. Jetzt bringen sie mit "Ghost Stories" ihr sechstes Studioalbum heraus. Und das ist, überraschenderweise, ein Schritt zurück – wenn auch nur ein kleiner.

Schon die ersten beiden Singleauskopplungen zeigten, dass die Gruppe um Chris Martin es immer noch kann. So ist "Midnight" wunderschön melancholisch und verzichtet vollkommen auf das Pompöse des letzten Albums. Das von Jon Hopkins produzierte Stück besticht durch seine ruhigen Beats in Verbindung mit Martins fantastischer Stimme und erinnert unweigerlich an Bon Iver. Und mit “Oceans” ist sogar ein Lied dabei, was ob der wunderbar unspektakulären Akustikgitarre auch aus den ersten Jahren der Band stammen könnte, womit nun wirklich nicht zu rechnen war.

Leider haben sie es dennoch nicht geschafft, eine vollkommene 180°-Drehung zu vollziehen. Es wird wohl immer ein Geheimnis bleiben, was man sich bei einer Kooperation mit Avicii gedacht hat. Wem sich schon bei dem Namen die Nackenhaare aufstellen, der wird “A Sky Full Of Stars” wohl oder übel jedes Mal auslassen müssen. Musik, die in Gänze auf einen Nummer-Eins-Hit aus ist, hätte es auf diesem ansonsten runden Album nicht gebraucht.

Ebenso ist es schade, dass man sich nicht getraut hat, auf die großartigen Ausbrüche zurückzugreifen, die ihre Musik in Verbindung mit der melancholischen Ruhe so besonders gemacht haben. So wartet man an der ein oder anderen Stelle vergeblich auf etwas lautere Gitarren oder Drums, was dem Album auf jeden Fall ein wenig Abwechslung verliehen hätte.

Dennoch, “Ghost Stories” ist ein Album, das in der Form nicht zu erwarten war. Die Band hat sich wieder weg von überproduzierter Chartmusik hin zu charmanter und melancholischer Popmusik bewegt. Zwar hat auch diese die ein oder andere Schwäche und kann nicht an ihre großen Werke herankommen, jedoch lässt sich hoffen, dass “Ghost Stories” der richtige Schritt zu alter Klasse ist.

Lewis Wellbrock

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