Rezension

Florist

The Birds Outside Sang


Highlights: Dark Light // Rings Grow // The Birds Outside Sang
Genre: Indie-Folk
Sounds Like: The Epoch // Told Slant // Eskimeaux // Frankie Cosmos

VÖ: 29.01.2016

Es gibt Dinge, die die wenigsten auszusprechen wagen. Dinge, die wir alle irgendwo in uns zu vergraben versuchen, die für viele vielleicht auch einfach nur lästig sind, weil sie einen davon abhalten, dem normalen Alltag nachzugehen. Daher gibt es bereits hier eine Warnung auszusprechen: Dieses Album tut weh und kann einen gehörig aus der Bahn werfen, weil es thematisiert, was andere zu umgehen suchen oder vielleicht allenfalls anzudeuten wagen.

Doch worum geht es hier überhaupt? Hinter Florist verbirgt sich das Projekt von Emily Sprague, einer in New York lebenden Musikerin Anfang 20, die zusammen mit ihrer Band nach einer Reihe von minimalistischen EPs mit „The Birds Outside Sang“ ihr Debütalbum veröffentlicht hat und bereits so genau weiß, was sie tut, dass man gar nicht so genau weiß, wie man anfangen soll, all die Dinge aufzuzählen, die dieses Album so besonders machen.

„The Birds Outside Sang“ ist eines dieser Alben, bei dem man sich genau daran erinnern wird, wie man es zum ersten Mal gehört hat. Mich hat es beim ersten Hören einfach nur gelähmt, weil ich überwältigt war von seiner Traurigkeit, diesem Gefühl kurz vor dem endgültigen Aufgeben und diesem schonungslosen Umgang mit den eigenen Ängsten. Zugleich handelt „The Birds Outside Sang“ aber auch davon, sich genau gegen dieses Gefühl zu wehren, in allem das Schöne zu suchen und nie aufzugeben, weil es vielleicht doch einen Weg gibt, über alles Schmerzliche hinwegzukommen. Und genau deshalb ist dieses Album so besonders, weil es sich nicht einfach nur im Schmerz verliert. In gerade einmal einer halben Stunde bestehend aus kurzen Popsongs hat Emily Sprague so viel zu sagen, erzeugt so viele Bilder im Kopf und so eine Dramatik, dass man sich bei jedem Hören aufs Neue wundert, wie das überhaupt möglich ist.

Jeder einzelne Song besitzt die Intimität eines episodenhaften Tagebucheintrags und gibt somit einen Einblick in Emily Spragues Innenleben. Nach und nach scheint ihre anfängliche Lethargie sich eher in eine Art Gelassenheit zu verwandeln. Solange die wenigen wichtigen Dinge im Leben in Ordnung sind, ist alles andere ja vielleicht gar nicht so relevant, egal wie düster die Vergangenheit manchmal auch war. Auch musikalisch gelingt es Florist, diesen Prozess darzustellen. Von den tieftraurigen ersten Songs steigert sich Sprague mit ihrer Band zu voller instrumentierten optimistischeren Songs, die einen tatsächlich die ins Zimmer scheinenden Sonnenstrahlen sehen lassen, von denen Sprague singt. Egal wie aufreibend „The Birds Outside Sang“ auch größtenteils sein mag, für einen kurzen Moment huscht einem da tatsächlich ein Lächeln übers Gesicht.

Kilian Braungart

Hören


Das komplette Album im Stream

Finden


Bye-Bye



Am 5. Januar 2021 haben wir éclat eingestellt. Mehr Infos hierzu gibt es auf unserer Startseite!