Rezension

Flotation Toy Warning

The Machine That Made Us


Highlights: Controlling The Sea // Everything That Is Difficult Will Come To An End // I Quite Like It When He Sings // The Moongoose Analogue
Genre: Indie // Dream Pop
Sounds Like: Grandaddy // The Flaming Lips // Sparklehorse // Neutral Milk Hotel

VÖ: 16.06.2017

Wer kann sich noch daran erinnern, wie sein Leben vor dreizehn Jahren aussah? So lange ist es schon her, dass Flotation Toy Warning aus London ihr Debütalbum „Bluffer’s Guide To The Flight Deck“ veröffentlicht haben. Ein wunderschönes, aber bis heute viel zu unbekanntes Album, das es geschafft hat eine Atmosphäre zu erzeugen, die an Bands wie Grandaddy oder die Flaming Lips denken lässt, aber doch immer etwas Eigenes an sich hat. Jedenfalls blieb es irgendwie bei diesem einen Album, ganz ohne offizielle Bandauflösung oder Ähnliches. Aber wer kennt das nicht aus seinem Leben, dass sich die Schwerpunkte verschieben und andere Dinge in den Vordergrund rücken, und so blieb es bei vereinzelten Auftritten der Band in den letzten Jahren. Bis zuletzt das französische Label „Talitres“, bei dem auch schon das Debüt erschienen war, die Band dazu motivierte, sich doch nochmals zu einem Release aufzuraffen und die Songs der letzten Jahre zu einem Album zu formen.

Das Ergebnis dieses Prozesses liegt uns nun endlich vor. „The Machine That Made Us“ heißt das zweite Album der Band um Paul Carter und es ähnelt in vielerlei Hinsicht seinem Vorgänger. Es benutzt ähnliche Stilmittel und schafft es dadurch auch eine sehr ähnliche Stimmung zu erzeugen. Oft klingt die Musik der Londoner Band so, als ob von einem Grammophon am Boden des Ozeans eine alte Schallplatte mit einer Opernarie abgespielt wird. Ruhig, in sich gekehrt und oft von einer tiefen Traurigkeit erfüllt sind die Songs des neuen Albums, noch mehr als auf „Bluffer’s Guide To The Flight Deck“, das über weite Strecken mehr durch seine Gesamtstimmung als durch einzelne Songs überzeugte.

Bei diesem Album aber fühlt man sich noch mehr zum Zuhören gezwungen, weil das Ganze noch ein bisschen facettenreicher und vielfältiger klingt. Wer es schafft, einen 13-Minüter wie „The Moongoose Analogue“ so verhalten und zugleich dramatisch, so abwechslungsreich und eingängig zu gestalten, der braucht niemandem mehr etwas zu beweisen. Doch auch die kürzeren Songs wie der Opener „Controlling The Sea“ besitzen ihren Reiz, weil sich Flotation Toy Warning nie damit zufrieden geben würden, alles möglichst einfach zu halten. Das Spiel mit verschiedenen Filtern und Effekten ist ein wichtiger Bestandteil des eigenen Sounds, weshalb diese Musik auch mit Kopfhörern besonders viel Spaß macht. Auch balladeske Hymnen wie „Everything That Is Difficult Will Come To An End“ besitzen eine gewisse Coolness, weil nie alles so geradlinig bleibt, wie es für den Moment klingt, und die Versatzstücke der Songs immer wieder neu zusammengefügt werden.

Vielleicht wird ja das reichlich späte Zweitwerk von Flotation Toy Warning der Band endlich den Bekanntheitsgrad bescheren, den sie schon längst verdient hätte. Und wer die Band bisher noch nicht kannte, hat jetzt das Glück, gleich zwei wunderbare Alben für sich entdecken zu können.

Kilian Braungart

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Video zu "Everything That Is Difficult Will Come To An End"

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