Rezension

Hey Rosetta!

Second Sight


Highlights: Soft Offering (For The Oft Suffering) // Dream // Kintsukuroi // Trish’s Song
Genre: Indie // Folk-Rock
Sounds Like: Arcade Fire // Broken Social Scene // Stars // The Collection // The Head And The Heart // Local Natives // Other Lives

VÖ: 24.10.2014

Es war schon immer das größte Problem von Hey Rosetta! aus Neufundland, alles unter einen Hut bringen zu wollen. Was dem Septett bei seinen mitreißenden Live-Auftritten problemlos gelingt – den Hörer mitzunehmen und trotz der Komplexität und ausufernden Instrumentierung Teil werden zu lassen von diesem musikalischen Wirbelwind – ist zumeist das größte Problem, mit denen ihre Alben zu kämpfen haben. Auch ihr neues Album „Second Sight“ hat mit diesen Schwierigkeiten umzugehen, erweist sich dabei jedoch als das bisher stärkste Album der Band.

So stark auch einzelne Songs der letzten drei Alben waren, diese am Stück durchzuhören war doch immer eine Herausforderung, da einfach zu viel auf einmal passierte und Hey Rosetta! mit ihren hohen Ansprüchen an sich und ihre Musik ein wenig über das Ziel hinaus schossen. Das hatte freilich wenig mit den technischen Fähigkeiten der Band zu tun. Denn dass hinter Hey Rosetta! sieben ausgezeichnete Musiker stecken, stand schon immer außer Frage, und spätestens nachdem man einen ihrer Live-Auftritte miterlebt hat, kann man sich dessen absolut sicher sein. Doch auf „Second Sight“ gelingt nun zum ersten Mal der Zugang deutlich leichter, da nicht alles auf einmal passiert.

Natürlich lässt sich die Band nicht die Möglichkeit nehmen, auch die großen Ausbrüche wie in „Promise“ zu zelebrieren. Doch es geht auch manchmal etwas zurückgenommener zu, wie im sparsamer arrangierten „Cathedral“. Und auch das zwischenzeitlich allein auf das Klavier heruntergebrochene „Dream“ zeigt, dass Hey Rosetta! besser gelernt haben, mit Kontrasten umzugehen. Bei „Kintsukuroi“, dessen Titel von der asiatischen Kunstform stammt, aus Zerbrochenem ein neues Ganzes zu schaffen (wie man es auch auf dem Albumcover sieht), stand tatsächlich die Idee im Vordergrund, auch einen Song auf dem Album zu haben, den man als Single veröffentlichen könnte.

Die Bereitschaft, sich kürzer zu fassen, ist es im Wesentlichen, die „Second Sight“ zu einem besseren Album macht als seine Vorgänger, so dass man diesmal den zweiten Blick gar nicht braucht, um mit dem vierten Album von Hey Rosetta! warm zu werden.

Kilian Braungart

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