Rezension

James Yorkston

I Was A Cat From A Book


Highlights: Catch // This Line Says // Just As Scared // The Fire & the Flames // I Can Take All This
Genre: Folk
Sounds Like: John Grant // Alasdair Roberts // Bonnie "Prince" Billy //Midlake // Smog

VÖ: 10.08.2012

Es dauert vielleicht fünf Sekunden, dann weiß man eigentlich schon das Wichtigste: das hier ist ein ganz besonderes Album, ganz egal, was noch kommen mag, man weiß es einfach. „Catch“ – der Opener von James Yorkstons neuem Album, seinem ersten musikalischen Werk seit vier Jahren, offenbart einem diese Erkenntnis. Man hört direkt, wie groß die Sehnsucht nach der Musik für Yorkston gewesen sein muss, der sich zunächst auf die Malerei konzentrierte und aufgrund einer schweren Krankheit seiner Tochter nicht zu den Arbeiten an einem neuen Album kam. Doch nun ist er wieder da und singt sich auf „I Was A Cat From A Book“ alles von der Seele, was sich in der Zwischenzeit aufgestaut hat.

James Yorkstons neues Album ist ein ungeheuer intensives Stück Musik, auch wenn es hier nie wirklich laut wird und die Songs häufig entspannt swingend daherkommen. In Songs wie dem munter wippenden „Just As Scared“ singt Yorkston flehend einen dieser Verse, die so gar nicht zu ihrem musikalischen Gewand passen wollen und die direkt hängen bleiben: „Where is the change when you need some?“ So einfach und eindringlich ist Yorkstons Lyrik. Im sich schrittweise aufbauenden „The Fire & The Flames“ nimmt sich James Yorkston die Zeit, die er braucht, um sein finsteres Szenario entsprechend auszubreiten, während er im schlicht gehaltenen und sehr fragilen „This Line Says“ flüsterleise mit sich selbst im Duett singt und eine ähnliche Wirkung erzielt wie Simon & Garfunkel in ihren besten Momenten.

Dass James Yorkston genau weiß, wie viel er dem Hörer zumuten darf, ist wohl der Grund, warum „I Was A Cat From A Book“ so ein ausgezeichnetes Album ist. Zwischen all den Abgründen rafft er sich immer wieder auf und bekommt dabei Unterstützung vom beständig begleitenden Kontrabass und von Wärme spendenden Holzbläsern, die auch dem Album in seiner Gesamtheit eine gewisse Stabilität verleihen. Während sich Yorkston meist sehr zurückhaltend und selbstbeherrscht zeigt, sprudeln im großen Finale des Albums „I Can Take All This“ ohne Pause die Worte aus ihm hervor, bis schließlich alles gesagt ist. Auch wenn man am Ende dieses Albums voller Aufs und Abs, nach Folk-Pop-Songs und schweren Balladen, irgendwie an einem ganz anderen Ort herauskommt, als man es zunächst erwartet hatte, war doch von Anfang an klar, dass hier alles zusammenpasst. Vom Ende zurück zum Anfang, immer wieder – es ist ein Strudel, dem man sich nur schwer entziehen kann, wenn er erst einmal begonnen hat, einen mit sich zu reißen.

Kilian Braungart

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