Rezension

Kathryn Williams

The Quickening


Highlights: 50 White Lines // Wanting And Waiting
Genre: Singer-Songwriter // Folk // Jazz
Sounds Like: The Unthanks // Alela Diane // Joni Mitchell // Judee Sill

VÖ: 25.02.2010

Dass Kathryn Williams ihr achtes Album “The Quickening” beim Independent-Label One Little Indian Records veröffentlichte, lässt sich durchaus als bewusstes Signal deuten. Würde die Britin, die sich musikalisch bisher im traditionellen englischen Folk verorten ließ, mit einem neuen Label im Rücken auch musikalisch neue Wege beschreiten?

Der Opener „50 White Lines“ hört sich zumindest schon einmal stark danach an. Williams stellt hier den Touralltag als furiose Verbrecherflucht im Stil von Bonnie und Clyde dar, während Gitarrist David Scott mit dunkler Stimme die weißen Markierungen auf der Straße zählt, die sie dabei passieren. "The road is alone / it’s still and it’s dark / And the thoughts in my head / are like sparks, like sparks" singt sie. So gewitzt und ideenreich zeigt sich Kathryn Williams auf diesem Album aber leider nur selten. „Just A Feeling“ plätschert recht belanglos vor sich hin, „Winter Is Sharp“ orientiert sich stark am englischen Folk und wird erst durch das hastig nach vorne stolpernde Ende interessant. „Wanting And Waiting“ stimmt wieder ruhigere Töne an und lebt von Williams’ wunderbar leichtem Gesang. Das vom Klavier getragene Interlude „Black Oil“ verfolgt diese Spur weiter, wagt sich für einen kurzen Moment mit reichlich Hall und sphärischem Chorgesang aus den sicheren Gefilden heraus, um sogleich wieder dorthin zurückzukehren. Wagnisse werden im Laufe des Albums leider so gut wie keine eingegangen, da hilft auch das viel zu brave Schlagzeug in „Just Leave“ nicht weiter. Einen ehrenwerten Versuch, „The Quickening“ vor dem Abdriften in die Belanglosigkeit zu bewahren, unternimmt Kathryn Williams im letzten Drittel des Albums. Das melancholische „Cream Of The Crop“ wagt den Schritt in Richtung Jazz und zeigt, dass Kathryn Williams’ zerbrechliche Stimme keineswegs nur zum Folk passt.

In nur vier Tagen hat Kathryn Williams „The Quickening“ aufgenommen. Dennoch fehlt es dem Album an Spannung und Unmittelbarkeit. Anfänglicher Neugierde beim Hören weicht schnell die Ernüchterung, dass der Albumtitel einen auf eine falsche Fährte lockt. Auch das vielfältige Instrumentarium, mit dem die Songs gestaltet wurden, ändert nichts daran: „The Quickening“ klingt als Ganzes trotz einzelner starker Momente zu reserviert und uninspiriert.

Kilian Braungart

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