Rezension

Marilyn Manson

Born Villain


Highlights: Born Villain // Hey, Cruel World // Lay Down Your Goddam Arms
Genre: Rock
Sounds Like: Nine Inch Nails // Ministry // Disturbed // Korn

VÖ: 27.04.2012

Eigentlich könnte Marilyn Manson ja Grund zur Freude haben: Mehrfach den eigenen Lebensstil überlebt, als Künstler sowie auch im Privatleben ziemlich erfolgreich und Juror bei der österreichischen Variante von „Deutschland Sucht Den Superstar“ – was will man mehr? Früher gefürchteter Kinder- und Kirchenschreck, immer für einen Eklat gut. Und heute? Ja, natürlich, den Bösewicht gibt er nach außen immer noch –„Born Villain“, als Verbrecher geboren. Aber mal ehrlich: Wen schockt er heute wirklich noch? Anfang der 90er brauchte es wohl jemanden wie ihn, der der Gesellschaft den Spiegel vorhielt und hinter den Fassaden den Schmutz aufsammelte, um ihn dann komprimiert wieder unter die Massen zu schleudern. Mittlerweile haben sich andere Krisen in den Vordergrund gespielt und Mansons Exzesse wirken wie verblasste Bilder aus der Vergangenheit.

Das freilich hält Manson noch lange nicht davon ab, immer neue Musik zu schaffen. Und siehe da, was ein Fluch sein könnte, ist gleichzeitig ein Segen. Denn ohne den Zwang, immer heftigere „schock-rockin‘-Beats“ zu schaffen, spielt Manson samt Kapelle wie befreit auf und liefert mit „Born Villain“ ein ziemlich gutes Rockalbum. Selbstverständlich spielen die Texte wieder einmal mit Morbidem, mit gesellschaftlichen Schwachstellen (wie in „Slow-Mo-tion“, das als Kritik an eben jenen Castingshows verstanden werden kann, denen er beisitzt), die Musik dazu läuft irgendwo zwischen Stadionrock und Industrial. Die ganz große Provokationsshow bleibt jedoch aus.

Stattdessen grooven Songs wie „No Reflection“ oder „Disengaged“ ungemein und selbst einfach gestrickte Stücke wie „The Gardener“, die aus einem einfachen „Ba-dum-ts“-Drumbeat und einer Spoken-Word-Gärtner-Geschichte bestehen, haben eine gewisse Anziehungskraft. Als Kuriosum findet sich zudem ein Bonustrack, bei dem Johnny Depp Gitarre und Schlagzeug spielt und Manson Zeilen von „Starfuckers Inc.“ kopiert. Stilistisch ähnelt „Born Villain“ den Werken „Antichrist Superstar“ und „Holy Wood“. Gerade die schleppenden Elemente des Letzteren machen den Kern des aktuellen Albums aus. Zwar klingt dadurch einiges altbekannt, auch einige Lyrics klingen mittlerweile wie aus dem Marilyn-Manson-Textgenerator. Andererseits eignen sich Sprüche wie „I’m not man enough, to be human“ („The Gardener“) bestens zum Mitgröhlen auf Festivals. Die Musik ist nahezu durchweg gelungen, eingängig und doch nicht banal – sicher nicht zuletzt dank der erneuten Zuarbeit mit Twiggy Ramirez‘. „Born Villain“ ist zwar keine Großtat, bietet aber dem geneigten Rockfan ein sicher gespieltes Repertoire eines wieder ernstzunehmenden Künstlers.

Klaus Porst

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