Rezension

Mazzy Star

Seasons Of Your Day


Highlights: In The Kingdom // California // Seasons Of Your Day // Sparrow
Genre: Dreampop
Sounds Like: Low // Slowdive // My Bloody Valentine

VÖ: 27.09.2013

Manchmal ist es in der sich ständig modernisierenden Welt der Musik – hier noch ein Synthie, da noch ein Effekt – richtig schön, wenn eine Band sich einfach auf ihre guten, alten Stärken besinnt. Dinosaur Jr. machen das in den letzten Jahren wiederholt vor, dieses Jahr zählten auch etwa My Bloody Valentine zu dieser Kategorie. Und nun gesellen sich, oh wie ist das schön, auch Mazzy Star mit ihrem ersten Album seit 1996, "Seasons Of Your Day", hinzu. Was ist in der Zwischenzeit im Musikkosmos nicht alles passiert, das neue Inspiration geben könnte.

Doch Mazzy Star benötigen auch weiterhin keine großartigen Einflüsse, um ihren ganz eigenen Sound fortzuführen. Alle Songs sind von Hope Sandoval und Dave Roback geschrieben und produziert. Und so klingt "Seasons Of Your Day", wie Mazzy Star eben klingen – zum Dahinschmelzen. Dieses Tiefe, Dahinschwebende in der Stimme wie Hope Sandoval haben nur ganz, ganz wenige – nahezu engelsgleich. Dazu kommt ein Sound wie aus einem Guss – Akustikgitarren, Slidegitarren, hier eine Orgel, da ein wenig Schlagzeug und eine gedämpfte Produktion, in der doch alles klar hervorsticht. Mazzy Star waren schon Dreampop, bevor der Begriff überhaupt erfunden wurde, und werden es wohl immer sein. Dreampop, wie er reiner kaum sein könnte – Musik, die den Hörer völlig dahinschweben und in Tagträume versinken lässt, ihn mit ihrer mystischen Aura berührt. Auch das Cover der Platte ist stilecht in violett und schwarz gehalten. Genauso gut hätte "Seasons Of Your Day" 1999 erscheinen können.

Bei all der Schönheit dessen, dass die Band zurück ist und auch immer noch schön klingt, sind zum Glück auch die neuen Songs so richtig gut. "California" drückt eine tiefe Sehnsucht nach eben diesem Kalifornien aus, Sandoval haucht "I think I'll fly across the ocean // I can watch the sky turning gray". Wenige Gefühle passen so gut zu dieser Musik wie die Sehnsucht – im Prinzip ist sie vertonte Sehnsucht. So zieht sich diese wie ein roter Faden durch das Album. Im Titeltrack "Seasons Of Your Day" etwa heißt es "I know you've been missing me // Well you know, I've been missing you too // and miles away, let me know your reason", eine vergangene Liebe behandelnd. Trotz aller Homogenität wirkt das Album keineswegs langweilig, geschickt sind temporeichere, zum Mitschwelgen anregende Songs wie "Lay Myself Down" mit den intimeren, leiseren Stücken verwebt. Mazzy Star sind eben immer noch Mazzy Star, und deswegen können sie natürlich auch nach 17 Jahren noch ein Album machen, das den Hörer in seiner leisen Schönheit voll in den Bann zieht. Schon irgendwie irre, was für eine Fülle an guten Alben uns dieses Jahr um die Ohren geflogen kommt.

Daniel Waldhuber

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