Rezension

Neil Young & Crazy Horse

Americana


Highlights: Clementine // Travel On // Wayfarin' Stranger
Genre: Rock
Sounds Like: Neil Young & Crazy Horse

VÖ: 01.06.2012

Das mit Abstand beste, schönste, wunderbarste an "Americana" gleich zu Beginn: Neil Young & Crazy Horse sind wieder vereint und machen gemeinsam Musik. Ist Neil Young ohnehin schon eine Art "Onkel" oder "Großvater" eines sehr erheblichen Haufens schöner Musik, deren Urheber er beeinflusst hat, so sind Crazy Horse die ideale Band dazu. Wahrlich wundersam ist es, mit welcher auf den ersten Eindruck vergleichbaren Einfachheit so viel erreicht und ausgelöst wird.

Zunächst Neils unvergleichbare Stimme, immer leicht weinerlich, sehnsüchtig näselnd. Dazu der unvergleichbar druckvolle Sound, dem man auch bei Songs simpelster Struktur die Liebe zur Musik und zueinander, die Leidenschaft, das Herzblut und die Einheit der Band in jeder Sekunde nicht nur anmerkt, sondern bis in Mark und Bein fühlen kann – endlich sind Neil Young & Crazy Horse zurück. Man könnte den Eindruck haben, dass diese Musik schon immer dagewesen ist, und das Schicksal, oder wie man es auch immer nennen mag, sich genau Neil Young, Billy Talbot, Ralph Molina und Poncho Sampedro (und alle vergangenen Mitglieder) dazu ausgesucht hat, sie zu machen.

Und wenn die Songs dann diesmal klassische amerikanische Folksongs wie "This Land Is Your Land", "Wayfarin' Stranger" oder "Oh Susannah" sind, dann ist das in Ordnung. Für die Band ist "Americana" wohl hauptsächlich eine Übung, nach neun Jahren wieder zusammenzufinden. Dies gelingt ihr bereits mit den ersten Songs. Der Sound, das Gesamte, es löst ähnliche Gefühle aus wie ältere Aufnahmen der Band. Die Energie ist ihr über all die Jahre nicht verloren gegangen, und das lässt vor allem auf künftige Tourneen hoffen. Denn, mal im Ernst, Neil Young in der Kombination mit Crazy Horse ist 2012 nichts, von dem man sich den nächsten großen Wurf auf Tonträger gebannt erwartet. Man hofft, man bangt, dass sie wieder auf Tour gehen. In Amerika tun sie das im Herbst, hoffentlich bald auch bei uns in Europa.

Den einigermaßen plakativen Titel könnte man Young übel nehmen, jedoch passt er nun mal einfach zu dem, was das Album ist: Eine Ansammlung amerikanischer Folksongs. Aus dem Blickwinkel wäre es sogar eher frech, das Album anders zu nennen, weil man sich damit die Songs ein stückweit zu eigen machen würde. Hierim Booklet finden sich zu jedem Song sogar einige historische Details zu Ursprung und Bedeutung. Überhaupt war es in Neils Kosmos schon immer Usus, Songs zu covern – und zwar keine kleinen, unbekannten Nummern, sondern Songs, die bereits groß waren: "Blowing In The Wind", "All Along The Watchtower" oder "A Day In The Life", um nur einige wenige Beispiele zu nennen. Neil Young, mit welcher Band nun auch gerade, am liebsten Crazy Horse, manifestiert diese Songs mit seiner Stimme und der Wucht des Sounds fest in die Ewigkeit.

Daniel Waldhuber

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