Rezension

Nelly Furtado

Mi Plan


Highlights: Manos Al Aire / Mas
Genre: Pop
Sounds Like: Traumschiff // schnulzige Liebespaare // Radiopop

VÖ: 11.09.2009

“Mi Plan” nennt Nelly Furtado ihr gerade erscheinendes Album. „Mein Plan“ lautet die Übersetzung dieses spanischen Titels. Was aber genau der Plan Furtados ist, werden wohl nur die wenigsten von uns erfahren, denn „Mi Plan“ ist komplett auf spanisch eingesungen. Ob sich das in diesem Land, in dem die meisten gerade so Englisch sprechen können, verkauft? Klar, Nelly Furtado stand in der Vergangenheit für glasklaren Pop, in dem auch schon der eine oder andere Titel spanisch verfasst wurde. Zudem spielen diese ganzen Antenne-Bundesland-Sender ja auch Eros Ramazzotti, dessen Textinhalte maximal durch die schmalzige Stimme erkennbar sind.

„Manos Al Aire“ zumindest hat es schon geschafft. Radioairplay, auch das Video hat es wohl in die wenigen Minuten geschafft, in denen die Musiksender im TV noch Musik senden. Schlecht ist er auch nicht, harmloser Pop der Marke Ich-und-meine-Gitarre. Wie auch „Mas“, der folgende Song. Oder „Mi Plan“, der Titeltrack. Nachdem Madame Furtado auf ihrem letzten Album so einige Experimente wagte und sich als Frau präsentierte, mit der man sich Nächte um die Ohren schlagen kann, schlägt „Mi Plan“ wieder andere Töne an. Vornehmlich seichten Folk-Pop findet man hier, clubtaugliche Arrangements müssen nahezu komplett auf das nächste englischsprachige Album warten. Auch ohne Spanischkenntnisse kann man sich ungefähr zusammenreimen, worum es in „Silencio“ oder „Vacacion“ geht.

Leider tappt Nelly Furtado dabei in wirklich jede Klischeefalle. „Vacacion“ ist durchweg grausam und klingt nach einer Mischung aus Tropico-Soundtrack und Traumschiff. „Bajo Otra Luz“ ist sogar noch schlimmer, wer sich noch an Las Ketchup erinnert, weiß ungefähr, was gemeint ist. „Sueños“ , gesungen mit Alejandro Fernández, könnte Finalsong eines kitschigen Disneyliebesfilmes sein. „Suficiente Tempo“ gibt den temporeichen, mit „fiep“endem Beat unterlegten Eurodance-Kracher und kommt dabei fast bis 1995 zurück. Schlimm auch, dass all diese Stücke direkt aufeinander folgen. „Fuerte“, leicht am Tango orientiert, ist danach schon ein Lichtblick. „Silencio“ fährt gleiches Schema, leider wieder mit schmachtendem männlichen Gegenpart. Wer es noch bis zum drittletzten Song „Como Lluvia“ schafft, fragt sich wirklich, ob das nicht Enrique Iglesias ist, der sich dort zusammen mit Nelly Furtado ein Ständchen gibt. "Mi Plan" stellt permanent die Frage, wo denn eigentlich Nelly das in der Vergangenheit bewiesene Gespür für gute bis perfekte Popsongs gelassen hat - sei es „Say It Right“, „Try“, „I’m Like A Bird“ oder „Turn Off The Lights“. Davon bitte wieder mehr.

Klaus Porst

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