Rezension

Port O'Brien

threadbare


Highlights: High Without The Hope 3 // Oslo Campfire // Tree Bones // Love Me Through // High Without the Hope 72
Genre: Indie // Folk
Sounds Like: Bowerbirds // Bodies of Water // The Dodos // Rilo Kiley

VÖ: 25.09.2009

Wer sich auf hoher, einsamer See befindet, sehnt sich nach Menschen und Unterhaltung. Wer sich dagegen auf dem überfüllten Land, täglich von anderen Menschen umgeben – also auf Tour – befinde, sehnt sich nach der Ruhe und Einsamkeit des weiten Meeres. So scheint es Port O´Brien ergangen zu sein. Während Cambria und Van, die beiden Gründungsmitglieder der Band, es gewohnt waren, jeden Sommer in Alaska zu verbringen, durften, beziehungsweise mussten sie in den letzten zwei Jahren durch das ständige Touren auf die gut bezahlten Sommerjobs verzichten. Man kann ja leider nicht alles haben. Während sich das erste Port-O´Brien-Album „All We Could Do Was Sing“ tatsächlich so anhörte, als ob man droben in Alaska nichts anderes hatte tun können, als zu singen und sich mit fröhlichen Melodien aufzuheitern, klingt „Threadbare“ im Vergleich dazu eher so, als ob schon genug gesungen worden wäre. Während einer Tour heißt es schließlich eher: „All We Had To Do Was Sing“.

All zu negativ wollen wir das Ganze nun aber nicht sehen. Fakt ist jedoch, dass das zweite Album der Band deutlich ruhiger ausgefallen ist. Die Melodien sind langsamer und bedächtiger geworden. Außerdem ist vermehrt Cambrias weiblicher Gesang zu hören - ob alleine, mit zerbrechlicher Stimme, wie in „High Without The Hope 72“, bedächtig und schön im Duett mit Van in „In The Meantime“, oder eher fordernder wie in „Tree Bones“, wobei sie an manch einer Stelle an Jenny Lewis erinnert. In „Sour Milk/Salt Water“ ist Vans Stimme zu hören, die Gitarre und die Drums gehen nach vorne, und auch der Gesang hört sich fröhlich an, auch wenn die Lyrics nicht allzu fröhlich sind. („I Don´t know where our love went // She flew away the other day“)

„Threadbare“ ist keineswegs ein trauriges Album geworden. Ein wenig melancholisch ist es schon. Und es passt sich herrlich der regnerischen Jahreszeit an. Oder es lässt schon auf die Knospen, die im Frühjahr sprießen werden, hoffen. Es ist Musik für die ruhigeren Momente im Leben, in denen man sich zurücklehnen und zuhören kann. Und wenn man nochmal Lust auf etwas poppigere und schnellere Melodien hat, dann nimmt man sich einfach wieder „All We Could Do Was Sing“ hervor, und singt fröhlich mit.

Marlena Julia Dorniak