Rezension

Richard Swift

The Atlantic Ocean


Highlights: The Atlantic Ocean // Hallelujah, Goodnight! // The End Of An Age
Genre: Pop // Singer-Songwriter
Sounds Like: Randy Newman // Harry Nilsson // M. Ward

VÖ: 17.04.2009

Wie gelingt einem als Musiker der große Durchbruch? Nun, leider gibt es da kein allgemein gültiges Rezept. Man kann noch so talentiert sein, letztlich gehört einfach eine große Portion Glück dazu. Der kalifornische Songwriter und Multiinstumentalist Richard Swift hatte das Glück, dass Wilco-Frontmann Jeff Tweedy vor zwei Jahren auf ihn aufmerksam wurde. Es folgte eine Tour mit Wilco und die Einladung, sein nächstes Album doch im bandeigenen Loft in Chicago aufzunehmen. Mit einem vom Chef höchstpersönlich zur Verfügung gestellten Aufnahmegerät aus den guten alten Zeiten und einem Haufen Gastmusikern (unter anderem Ryan Adams) machte sich Swift an die Arbeit. Heraus kam dabei sein viertes Album „The Atlantic Ocean“.

„The Atlantic Ocean“ – das hört sich ganz schön groß an, und das ist es auch. Was Richard Swift hier auf die Beine gestellt hat, kann sich wirklich sehen lassen. Die Songs sind vom Klavier her komponiert, das mit kräftigen Akkorden den Songs die Richtung vorgibt. Hinzu kommen knackige Drums, hin und wieder ein paar Bläser, Gitarren, Banjo und ein Haufen Synthesizer, wie man sie von Midlake kennt. Hier geht es jedoch um Einiges schwungvoller zu, denn „The Atlantic Ocean“ ist in erster Linie ein Popalbum. Diese Songs sind nicht unbedingt zeitgemäß, aber doch so kurzweilig und spannend, dass sie eigentlich im Radio rauf und runter laufen müssten. Mit dem Titelsong eröffnet Swift dann auch direkt sein Album nach obigem Rezept und macht dabei mächtig Spaß. Man sieht die Sonne sich im Meer spiegeln und die Weite des Ozeans vor sich, doch was singt Richard Swift dazu? „You’re gonna drown drown drown.“ Seinen Sinn für Humor stellt er auch mit „The Ballad Of Old What’s His Name“ unter Beweis, und das mit düsteren Klavierakkorden beginnende „R.I.P.“ schwenkt in den entscheidenden Momenten um und rettet den Song so vor dem Sturz ins Grab. „Hallelujah, Goodnight!“ beginnt wie ein klassischer Randy-Newman-Song, wird dann aber mit Synthesizerklängen überfrachtet und wirkt dabei schon fast lächerlich, aber eben nur fast. Richard Swift scheint sich alles erlauben zu können, irgendwie funktioniert es bei ihm. Sei es das rockige „The First Time“ oder das melancholisch gefärbte „This Is The End Of An Age“ – jeder Song weiß auf seine Art zu überzeugen.

„The Atlantic Ocean“ ist ein intelligentes und in erster Linie sehr unterhaltsames Album geworden. Es zeigt Richard Swift ausgelassen, spielfreudig und zurecht selbstbewusst, denn mit diesem Album muss er sich wahrlich nicht verstecken. Höchste Zeit also, dass sich nun auch der Erfolg einstellt.

Kilian Braungart

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