Rezension

The Leisure Society

The Sleeper


Highlights: The Sleeper // The Last Of The Melting Snow // We Were Wasted // A Matter Of Time
Genre: Folk-Pop
Sounds Like: The Miserable Rich // Noah And The Whale // Beach Boys // Simon & Garfunkel // Sufjan Stevens // Nick Drake // Midlake

VÖ: 16.10.2009

"The Leisure Society" heißt das neue Projekt von Musikern des aus Brighton stammenden Willkommen Collectives, das inzwischen schon fast als Garant für hochwertigen Folk aus England angesehen werden kann. Bands wie The Miserable Rich, Shoreline und Sons Of Noel & Adrian konnten mit ihren Debütalben überzeugen, so dass man schon gar nicht auf die Idee kommt, an der Qualität von "The Sleeper", dem Debütalbum von The Leisure Society, zu zweifeln. Dennoch gilt es, auch dieses Projekt kritisch unter die Lupe zu nehmen.

Was zunächst an "The Sleeper" auffällt, ist die interessante Instrumentierung, die Sitar, Kalimba, Flöte, Klarinette und vieles mehr umfasst. Größtenteils gehen The Leisure Society mit akustischen Instrumenten zu Werke. Das klingt beim ersten Hören jedoch viel zu süßlich und harmlos. Dabei haben die Songs aber schon längst die ersten Enterhaken ausgeworfen, und bald lassen sie einen nicht mehr los. Auf The Sleeper werden keine großen Wagnisse eingegangen. Für ein leichtes Popalbum ist es aber außergewöhnlich stark. Das Gespür für packende Melodien ist es, was das Songwriting von Nick Hemming und Christian Hardy auszeichnet. Und wenn man auf die Texte achtet, stellt man fest, dass es hier längst nicht so positiv zugeht, wie es zunächst erscheinen mag. Man höre sich nur das bittersüße "The Last Of The Melting Snow" an, das die Eiskristalle vor dem geistigen Auge glitzern lässt, während Nick Hemming niedergeschlagen singt: "As I leave this town / I will not return / For I haven't got the room in my head for these things".

Zuversichtlich zeigt sich hingegen der Opener "A Fighting Chance" mit beschwingtem Rhythmus, der einen mit seinem hellen Chorgesang direkt an die Beach Boys denken lässt. Der unverschämt eingängige Titeltrack mit seiner pfiffigen Sitarmelodie ist da schon nachdenklicher gehalten. Das mit seinen flotten Gitarrenpickings an Leonard Cohen erinnernde "We Were Wasted" zählt zu den besten Songs des Albums, da es sich nicht hinter einer Fassade aus Streichern und Flöten versteckt, sondern den Mut hat, die Emotionen frei zu zeigen. Es hängt allerdings auch von der momentanen Stimmung ab, wo man bei diesem Album die Highlights verortet. In den richtigen Momenten machen Songs wie das zurückgelehnte "Save It For Someone Who Cares" oder "Come To Your Senses" richtig Laune. Fest steht jedoch, dass "The Sleeper" schneller zu Ende ist, als einem lieb sein kann. Ein solch kurzweiliges Album bekommt man nicht allzu oft zu hören. Selbst der Sechsminüter "A Matter Of Time" vergeht wie im Flug.

Insgesamt ist das Debütalbum von The Leisure Society also durchaus eine erfreuliche Sache. Man hat aber das Gefühl, dass hier noch mehr zu holen gewesen wäre, wenn die Band ein bisschen mehr gewagt hätte. Der verschlafene Charme von The Sleeper hat aber durchaus auch etwas für sich und erweitert das Spektrum des Willkommen Collectives um eine weitere spannende Facette.

Kilian Braungart

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