Rezension

The Magnetic North

Prospect Of Skelmersdale


Highlights: A Death In The Woods // Signs // The Silver Birch
Genre: Folk // Ambient
Sounds Like: Rachel Grimes // Loney Dear // Peter Broderick // Efterklang // Sigur Rós

VÖ: 18.03.2016

Orte durch Klänge zu beschreiben – das ist es, was sich The Magnetic North bereits auf ihrem Debüt zur Aufgabe gemacht haben, diesem wunderbar sphärischen Album, das für das schottische Archipel Orkney so etwas wie die besten Alben von Sigur Rós für Island sein dürften. Vier Jahre hat es gedauert, in denen der Kopf der Band, Erland Cooper, sich unter anderem seiner anderen Band Erland And The Carnival gewidmet hat, doch nun ist das Trio um ihn, Simon Tong und Hannah Peel mit einem neuen Album zurück, das sich einem mindestens ebenso originellen Ort widmet.

„Prospect Of Skelmersdale“ handelt von dem britischen Örtchen Skelmersdale, das zwar erst 1961 gegründet wurde, aber aus irgendwelchen Gründen in den 1980ern zur Hochburg der transzendentalen Meditationsbewegung wurde. Im Rahmen dieses Hypes war auch Simon Tongs Familie nach Skelmersdale gezogen – Grund genug, sich auf einem Album mit diesem Ort auseinanderzusetzen.

Und wieder gelingt The Magnetic North Außergewöhnliches. Selbst ein scheinbar ordinärer Ort wie Skelmersdale beginnt auf einmal eine seltsame Faszination auf einen auszuüben, wenn sich The Magnetic North an die Arbeit machen. Wieder ist es der Hang zum Eigenwilligen, die Arbeit mit akustischen und elektronischen Versatzstücken, der Wagemut, zwischen Genres zu springen, und das große Feingefühl in der Inszenierung, was auch „Prospect Of Skelmersdale“ zu einem tollen Album werden lässt.

Wer das Debüt der Band kennt, ist hier klar im Vorteil, weil man dann weiß, worauf man sich einzustellen hat. Doch wer sich in einer ruhigen Abendstunde die Zeit nimmt, sich voll und ganz auf dieses Album einzulassen, wird mit einer großen Zahl wundervoll feinfühliger Songs belohnt, die mit hippieskem Meditationskram herzlich wenig am Hut haben. Wenn man sich das Album als Untermalung einer ernstzunehmenden Dokumentation vorstellt, ist man wohl eher auf der richtigen Spur, auch wenn man diese Songs als mehr als nur Untermalung ansehen sollte, denn dafür stecken zu viele Details in den einzelnen Stücken. Wie zum Beispiel am Ende von „The Silver Birch“ alles auf den filigranen Bläsersatz heruntergebrochen wird oder in „A Death In The Woods“ das schon fast atonale Rauschen des Orchesters auf rohe Synthieklänge trifft, das sind spannende Momente, die volle Aufmerksamkeit verdient haben. Ob dieses Album den Bekanntheitsgrad von The Magnetic North erhöhen wird, bleibt zu bezweifeln, doch es ist schön zu sehen, dass das britische Trio seinem Konzept treu bleibt und dass dieses auch auf „Prospect Of Skelmersdale“ wieder aufgeht.

Kilian Braungart

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