Rezension

The Wombats

This Modern Glitch


Highlights: Tokyo (Vampires And Wolves) // 1996 // Schumacher The Champagne
Genre: Indie-Pop
Sounds Like: Good Shoes // The Rifles // The Sounds // Scouting For Girls

VÖ: 29.04.2011

So unschön Falten, Bierbäuche und graue Haare auch sein mögen: den unvermeidlichen Alterungsprozess des Selbst hat am Ende noch jeder zu akzeptieren und der eigenen Sterblichkeit ins Gesicht zu lachen verstanden. Wirklich schlimm wird es erst, wenn sich auch um einen herum alles weigert, einfach mal jung und unschuldig zu bleiben – das süße Nachbarskind von früher nun betrunken über'm Zaun hängt, die Kinderschauspieler von damals heute fast selbst pädophil sein könnten und – die jüngste Beobachtung – fangen jetzt schon die Wombats an, nostalgisch in die Vergangenheit und sorgenvoll in die Vergangenheit zu blicken?

Tatsache: Hatten die drei Briten auf ihrem Debüt noch kaum etwas anderes zu tun, als von Ärztinnen und uniformierten Schulmädchen zu träumen, wird die Nachtruhe auf „This Modern Glitch“ nun schon von Visionen eines einsamen Todes gestört („Last Night I Dreamt“) und werden darüber hinaus gelber werdende Zähne und ein schwabbeliger Körper konstatiert. Willkommen im Erwachsenenalter.

Oder so ähnlich. Denn wo sich die Wombats auf „Proudly Present A Guide To Love, Loss And Desperation“ schon nicht zu schade waren, ihre simplen Themen mit einem gerade unverschämten Ohrwurm nach dem anderen im Gehörgang fest zu schmieren, werden diese jetzt noch zunehmend um Elemente ergänzt, die eigentlich allesamt die rote Karte verdienen würden: So hätten wahrscheinlich selbst The Darkness zweimal überlegt, ob sie ein Gitarrensolo wie in „1996“ nicht lieber wieder aus dem Song streichen sollten und was die Synthesizers aus „Walking Disasters“ an fragwürdigen 80er-Bands evozieren, ist auch bei weitem nicht mehr feierlich. Was aber schließlich zählt: Die Ohrwürmer kleben noch immer – und so kommen die Wombats bereits zum zweiten Male mit solchen Frechheiten davon. Ein bisschen Kind bleiben sie im Endeffekt dann eben doch noch.

Jan Martens

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