Rezension

Vetiver

Tight Knit


Highlights: Rolling Sea // Everyday
Genre: Folk // Pop
Sounds Like: Megapuss // The Acorn // Pentangle // Fairport Convention // Fleet Foxes // The Shins

VÖ: 06.03.2009

Wenn sich eine Band nach einer tropischen Grasart benennt und mit Namen wie Devendra Banhart und Joanna Newsom assoziiert wird, ist die Schublade mit der Aufschrift "Freak-Folk" schon halb geöffnet. Aber keine Angst, die aus San Francisco stammenden Vetiver sind viel näher am Pop und am klassischen Folk als ihre Musikerfreunde, und wenn man hier Psychedelic-Elementen begegnet, drängen diese sich nicht auf, sondern werden geschickt in die Songs eingewoben. Allerdings sind Vetiver dem Hall, der ja doch so manchen an den Label-Kollegen Fleet Foxes verzweifeln ließ, nicht abgeneigt – soviel zur Warnung vorweg.

Dann kann es ja jetzt endlich losgehen. Wohin? Mit Freunden raus auf's Meer und einfach mal den Alltag hinter sich lassen – das schlägt zumindest Frontmann Andy Cabic im Opener "Rolling Sea" vor. Mit seiner sanften Stimme lullt er einen regelrecht ein, akustische und elektrische Gitarren verschmelzen zu einer wohligen Einheit, und in Gedanken ist man schon beinahe dort und spürt das sanfte Wiegen der Wellen, würde einen nicht der etwas nervige Drumbeat von "Sister" wieder in die Realität zurückholen. Beschwingt geht es weiter mit der Hippie-Hymne "Everyday", bei der man sich das Mitwippen nur schwer verkneifen kann. "Through The Front Door" schaltet wieder einen Gang zurück, und gibt sich damit zufrieden, sich über gute vier Minuten an einem einfachen Gitarrenriff entlangzuhangeln. Sah man sich gerade noch auf einer Sommerwiese sitzend, hebt "Down From Above" mit wabernden Keyboard-Klängen und leichten Banjo-Zupfern in luftigere Höhen ab, doch dank des Drumcomputers von "On The Other Side" landet man wieder etwas unsanft auf dem Boden.

Mit "More Of This" folgt eine lässige Tanznummer, die, wie viele Songs auf diesem Album, nett anzuhören sind, aber leider nicht viel mehr zu bieten haben. Doch was heißt hier leider? Wenn man sich darüber im Klaren ist, dass "Tight Knit" nicht mehr und nicht weniger als atmosphärische kurzweilige Unterhaltung bietet, kann man hier viel Spaß haben. Als Ganzes funktioniert das Album nämlich sehr gut und hinterlässt einen homogenen Eindruck. Selbst der Abgang erfolgt mit "At Forest Edge" so behutsam wie möglich, und kaum hat man sich versehen, ist die Reise schon zu Ende. Es finden sich kaum große Ausreißer, weder nach oben noch nach unten. Geruhsam geht es hier zu, aber keineswegs langweilig. Die Stimmung ist entspannend, und der Hörer wird nicht groß gefordert – Genießen lautet die Devise. "Tight Knit" ist vielleicht nicht der treue Begleiter in allen Lebenslagen, aber auf jeden Fall der richtige Soundtrack für laue Sommerabende, und genau das Richtige für alle, die schon jetzt ein bisschen Sommerluft schnuppern wollen.

Kilian Braungart

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