Rezension

Wand

Plum


Highlights: Plum // Bee Karma // The Trap
Genre: Psychedelic Pop // Garage // Sixties
Sounds Like: Ty Segall // Meatbodies // Oh Sees

VÖ: 22.09.2017

Ein Getriebener ist Cory Hanson. 2013 gründete er Wand und veröffentlichte 2014 und 2015 gleich drei ganze Alben. Da ihm das nicht reichte, schob er letztes Jahr gleich noch ein Soloalbum hinterher. Daneben war er noch Mitglied bei Together Pangea, den Meatbodies und mit Ty Segall und den Muggers auf Tour. Nun hat er seine Hauptband auf fünf Musiker aufgestockt und dabei gleich noch den Bandkosmos neu ausgerichtet. Waren Wand bisher eine solide Garage-Band, die vor allem von Stoner-Rock und härterer psychedelischer Musik beeinflusst war, so öffnet sie sich nun dem verspielteren Sixties-Pop und klassischerem Indie-Rock.

Damit schafft die Band es mit dieser Veröffentlichung zum ersten Mal, sich von ähnlichen kalifornischen Bands wie Meatbodies, Fuzz, Goggs oder Ex-Cult zu lösen. Alle diese Bands sind zweifellos gute Livebands, allerdings verlieren sie sich häufig in überlangen Instrumentalparts, die auf einem Album oft nicht wirklich zünden, weil ihnen die physische Präsenz einer Konzerterfahrung fehlt. Bereits nach dem kurzen Feedbackintro „Setting“, welches auf falsche Fährten lockt, wird der Hörer mit dem Titelsong „Plum“ gehörig überrascht. Von einem Klavier getragen, erinnert dieses Lied eher an Spoon zu „Ga Ga Ga Ga Ga“-Zeiten. Dieser erste Hit schürt gleich Vorfreude, die dann vom Nachfolger „Bee Karma“ erfüllt wird. Obwohl hier bewährtere Rockriffs eingesetzt werden, erinnert gerade die Laut-Leise-Dynamik an die Smashing Pumpkins zu „Siamese Dreams“-Zeiten. „White Cat“ ist klassischer und noisiger, durch seine Nervosität könnte der Song sogar als wilde Kreuzung zwischen Deerhoof und so nicht gekannten poppigen Lightning Bolt durchgehen. Auch leise Töne gelingen Wand hier mit „The Trap“, welches unerwartet zurückhaltend um die Ecke schlurft. Wer nun die wirklich ausufernde Seite der Band vermisst und überrascht ist, dass zu Beginn keiner der Songs die fünf Minuten schafft: Die beiden letzten Lieder liefern instrumentale Freakouts, für die die Band geliebt wird. Und ja: Auch diese sind gelungen.

Mit „Plum“ haben Wand sich neu erfunden. Ein solches Risiko einzugehen, wenn die Hauptband einigermaßen erfolgreich ist, ist lobenswert. Noch schöner ist es, wenn das eingegangene Experiment gelingt. Mit diesem neuen Album werden Wand einige Fans, allerdings auch gleichzeitig alle lästigen Bandvergleiche mit der soundsovielten Psychedelic-Band, die irgendwas mit Stoner und Fuzz macht, hinter sich lassen.

Yves Weber

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